Kaiserfestzug am 12. Juni 1898 in Wien...
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Kaiser Franz Josef I. (18. August 1830 - 21. November 1916) war vom 2. Dezember 1848 bis zu seinem Tod Kaiser von Österreich, König von Böhmen, usw., kurzum er regierte die "Donaumonarchie", einen Vielvölkerstaat, der kaum heterogener sein konnte. Mit einer Regierungszeit von 68 (!) Jahren gehört er zu den extrem lang dienenden Herrscherpersönlichkeiten.
Naturgemäß wurde er nicht nur zu Geburtstagen, sondern auch zu Thronjubiläen gewürdigt. Solche Großevents fanden zum 50-jährigen Thronjubiläum 1898 und dann 10 Jahre später, 1908, in Wien statt.
Landauf, landab erinnern heute noch zahlreiche Bauten vor allem Schulen ("Kaiser-Jubiläums-Volksschule") oder Bäume ("Kaisereichen"), die man dem Monarchen zu Ehren pflanzte.
Der groß angelegte Festzug des Jahres 1898 fand am 12. Juni, einem Freitag, statt und führte über die Ringstraße. Der Zug entlang der Ringstraße, die an Stelle der niedergerissenen Stadtmauern das Zentrum Wiens umgibt dauerte drei Stunden. Beteiligt waren rund 12.000 Personen, davon waren 4.000 in historischen und 8.000 in Nationalitätengruppen organisiert.
In der "Neuen Freien Presse" vom 12. Juni 1898 las man vorab: "Schöne Frauen in Samt und Seide werden an ihm [= dem Kaiser] vorüberziehen, die Farbentrunkenheit der zeitgenössischen Kunst wird die herrlichsten Bilder vor seinen Augen entfalten;..."
Am Tag danach las man in selbiger Zeitung, die von rund 300.000 Besuchern berichtet von einem grandiosen Festzug: "Der Kaiser hat seiner dankbaren Befriedigung über den schönen Verlauf des Festzuges in den herrlichsten Worten Ausdruck gegeben. [...] Noch einmal: Wien darf sich in jeder Hinsicht des gelungenen Festzuges freuen."
Eine wahre Flut von Ansichtskarten entstand und trug die Bilder in die Welt hinaus.
Der Brand des Wiener Justizpalastes am 15. Juli 1927...
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Der Justizpalast in Wien wurde im Zuge des Baues der "Wiener Ringstraße" in den Jahren von 1875 bis 1881 im Stil der Neorenaissance erbaut (Architekt: Alexander Wielemans von Monteforte, 1843-1911). Er liegt mit der Adresse Schmerlingplatz 10-11 zwischen dem Naturhistorischen Museum und dem Parlament. Besonders prunkvoll ist die Aula mit der Haupttreppe wo sich die Statue der Justitia mit erhobenem goldenem Schwert befindet.
Bekannt ist der Justizpalast auch durch den verheerenden Brand vom 15. Juli 1927. Umfassende Informationen gibt eine Gedenktafel in der Aula: "Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des Republikanischen Schutzbundes und der Frontkämpfervereinigung im burgenländischen Ort Schattendorf am 30. Jänner 1927 wurden zwei unschuldige Menschen getötet. Die Täter wurden freigesprochen. Im Zuge einer gewaltsamen Demonstration gegen dieses Urteil wurde der Justizpalast in Brand gesetzt. Die Polizei erhielt Schießbefehl, und 89 Personen kamen ums Leben. Die schrecklichen Ereignisse dieser Zeit, die schließlich im Bürgerkrieg des Jahres 1934 mündeten, sollen für alle Zeiten Mahnung sein."
Die "Wiener Zeitung" (19. Juli 1927) berichtet von empörten Demonstranten, die am Freitag den 15. Juli in das Parlament eindringen wollten, was indes von der Sicherheitswache verhindert werden konnte. Der benachbarte Justizpalast wurde indes regelrecht gestürmt: "Auch wurden Leitern von einem nahen Gerüste entwendet, an den Justizpalast angelegt und zum Einstieg in das Gebäude benutzt, ohne daß dies von der bereits im Innern des Gebäudes eingeschlossenen Sicherheitswache verhindert werden konnte. Die Eingestiegenen steckten mit Hilfe von mitgebrachten Benzin Vorhänge, Akten, Möbel in Brand, der rasch um sich griff."
In den Folgejahren wurde der Justizpalast renoviert, mit einem zusätzlichen Stockwerk versehen und neu aufgebaut.
Die feierliche Bestattung der Kaiserin Elisabeth in Wien 1898...
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Elisabeth Amalie Eugenie, Herzogin in Bayern (auch Sissi genannt) war eine Prinzessin und durch ihre Heirat mit Franz Joseph I. ab 1854 Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn.
Nach einer ungezwungenen und unstrukturierten Kindheit hatte Elisabeth, die schüchtern und introvertiert war, Schwierigkeiten, sich an die Hofburg und ihre starren Protokolle und die strenge Etikette zu gewöhnen. Innerhalb von ein paar Wochen zeigten sich bei Elisabeth erste gesundheitliche Probleme: sie begann zu husten und wurde ängstlich und schreckhaft.
Elisabeth war fest mit ihren Eltern verbunden, besonders mit ihrer Mutter, und verhielt sich auch als Erwachsene wie ein Kind. Sie hatte keine Kontrolle in ihrem neuen Leben und konnte sich nicht mit ihrer Rolle als Gattin des Kaisers und jungen Mutter identifizieren.
Franz Joseph war leidenschaftlich in seine Frau verliebt, sie aber erwiderte seine Gefühle nicht in gleichem Maße und fühlte sich zunehmend durch die Starrheit des Hoflebens erstickt. Er war ein nüchterner Mann, der noch von seiner Mutter geführt wurde. Sie entfernte sich emotional immer weiter von ihrem Mann, floh ihn und die Pflichten des Lebens und des Hofes und vermied sie beide so gut es ging.
Sie war weltweit bekannt für ihre Schönheit und Figur, sie war groß (172 cm), und auch nach vier Schwangerschaften hielt sie ihr Gewicht von etwa 50 kg für den Rest ihres Lebens.
Der Tod ihres einzigen Sohnes war für sie ein Schock, von dem sie sich nie erholte. Sie zog sich vom Hof zurück und machte weite Reisen ohne Begleitung ihrer Familie. Im Jahre 1898 reiste die sechzigjährige Elisabeth nach Genf in die Schweiz. Sie ging an der Promenade entlang, als der italienische Anarchist Luigi Lucheni sie angriff und mit einer 100 mm langen scharfen Nadel erstach. Elisabeth war mit 44 Jahren die dienstälteste Kaiserin von Österreich. Lucheni erhängte sich später mit einem Gürtel in seiner Zelle.
Am Tag der Beerdigung herrschte in ganz Wien düsteres Schweigen, überall hing Trauerflor und die Wiener verfolgten den letzten Weg ihrer Herrscherin. Obwohl in den letzten Jahren ihres Lebens die Menschen das Interesse an Elisabeth verloren hatten, erschütterte ihr gewaltsamer Tod die Welt. Die Menschen trauerten wohl gar nicht so sehr um die Ermordete, sondern fühlten eher mit dem alten und unglücklichen Herrscher, dem das Schicksal einen weiteren Schlag versetzt hatte. Der Trauerzug wurde von zahlreichen Monarchen und ihren Vertretern, achtzig Erzbischöfen und Bischöfen und Tausende von Trauernden begleitet. Mehrere Tage lang läuteten alle Glocken in Wien. Auf beiden Seiten des Wagens gingen in Dreierreihen Offiziere und berittene Wachen. Zuerst kamen acht Rappen, dann unter einem Baldachin der Leichenwagen mit dem in schwarzen Samt gehüllten Sarg der Kaiserin. Der Trauerzug bewegte sich still wie in einem Traum. Es waren nicht einmal die Pferdehufe zu hören, da die Straßen vorher mit Sand bestreut wurden. Hinter dem Sarg ritten Bogenschützen und die ungarische Leibwache und ihnen folgten mehrere hundert Offiziere.
Obwohl sie sich ihre letzte Ruhe an einem Ort „irgendwo in der Nähe des Meers, am liebsten auf der Insel Korfu“ gewünscht hatte, beendete die Kaiserin ihre Reisen durch die Welt im Familiengrab der Habsburger in der Kapuzinerkirche neben ihrem einzigen Sohn (und später neben ihrem Ehemann Franz Joseph I.).
Kaiser Franz Josephs 70. Geburtstag...
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Kaiser Franz Joseph I. wurde am 18. August 1830 auf Schloss Schönbrunn, das damals außerhalb Wiens lag, heute zum 13. Bezirk (Hietzing) gehört geboren. Am 2. Dezember 1848 bestieg er als Kaiser von Österreich den Thron, den er bis zu seinem Tod, am 21. November 1916, innehatte.
In Wien wurden alle Anlässe rund um das Kaiserhaus stets mit großem Pomp gefeiert, dazu zählt die Vermählung des jungen Monarchen am 24. April 1854 mit Elisabeth Herzogin in Bayern, bekannt und beliebt als Sisi. Anlässlich deren Silberhochzeit 1879 inszenierte der Maler Hans Makart einen Festzug über die Wiener Ringstraße. Weitere imperiale Großereignisse waren das sechzigste Regierungsjahr mit dem Kaiser-Jubiläums-Huldigungsfestzug am 12. Juni 1908 oder der 70. Geburtstag des Monarchen am 18. August 1900. Dass sein Begräbnis mit einem gigantischen Aufwand zelebriert wurde, versteht sich in Wien von selbst.
Der 70er des Kaisers wurde zum Anlass genommen, um zahlreiche öffentliche Gebäude im Zentrum der Stadt festlich zu beleuchten, sprich zu „illuminieren“, wie man damals sagte.
Eindrücklich überliefert diesen Event „Das Vaterland“ vom 18. August 1900, wo man unter anderem liest, das die WienerInnen große Sympathie für ihren Herrscher empfanden: „In leuchtender Flammenschrift hat heute Abends Wien es ausgesprochen, wie innig und treu es seinen Kaiser liebt, den Kaiser, der morgen, getragen von der einmüthigen Lieben seines Volkes den 70. Geburtstag begeht. […] Eine ungeheure Menschenmenge drängte sich in den Straßen und auf dem Ring, wo es sehr viel zu schauen gab. […] Den Glanzpunct bildete natürlich das Rathaus. , das man gesehen haben muß, da dessen prächtige Illumination jeder Beschreibung spottet.“
Neben der schriftlichen Überlieferung gibt es dank des Wiener Fotografen Charles Scolik (1854-1928), der ab 1892 zum Hofphotographen ernannt worden war, eine Reihe eindrucksvoller Reportagebilder dieses Abends. Scolik war unter anderem Redakteur und später Herausgeber der „Photographischen Rundschau“, er erteilte auch Unterricht für Amateure und gehörte zu den am meisten ausgezeichneten Fotografen seiner Zeit. Dass er seinen Namen derart prominent auf der Vorderseite der Ansichtskarten drucken ließ, überrascht zwar, hilft aber heute bei der Zuordnung der Bilder.
Das Canon Denkmal in Wien – Druckfehler inklusive...
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Wer dem Aufdruck der Ansichtskarte glaubt, nimmt an, dass das Denkmal des bekannten Historienmalers am 4. Oktober 1905, enthüllt wurde. Tatsächlich fand die Enthüllung am Freitag den 27. Oktober 1905 statt. Dies belegen Zeitungsberichte (Neue Freie Presse, Nr. 14792 vom 27. Oktober 1905).
Hans Canon, hieß Johann Strašiřipka, wurde am 15. März 1829 in Wien geboren und starb hier am 12. September 1885. Canon orientierte sich an den alten Meistern, er gehört zu den wichtigsten Malern der Ringstraßenära. Das 140m² große Deckengemälde „Kreislauf des Lebens“ (1884–85) im Naturhistorischen Museum ist sein Hauptwerk. Die überlebensgroße Bronzestatue des Malers schuf der Bildhauer Rudolf Weyr (1847-1914), ein prominenter Künstler des Fin des Siecle.
Die Kränze mit den Schleifen könnten von der Enthüllung stammen, denn die Wiener Zeitung schreibt in ihrer Abendbeilage, der Wiener Abendpost am 27. Oktober 1905:
„Bürgermeister Dr. Lueger dankte namens der Stadt Wien für das Denkmal, das einem großen Manne und großen Künstler gesetzt worden sei. […] Hierauf wurden Kränze am Sockel niedergelegt.“
Damit kann wohl diese Ansichtskarte als rares Stück mit Druckfehler klassifiziert werden.
Das Zweite Internationale Sozialistische Jugendtreffen in Wien 12.-14. Juli 1929...
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Das Zweite Internationale Sozialistische Jugendtreffen in Wien fand von Freitag den 12. bis Sonntag den 14. Juli 1929 in Wien statt. Es war mit rund 50.000 jungen Menschen aus 18 Nationen eine der größten Kundgebungen des 20. Jahrhunderts. Bei der Zusammenkunft standen Sportveranstaltungen und große Aufmärsche statt, es ging darum sich zu zeigen und zu präsentieren.
Die Eröffnungsfeier war am 12. Februar um 10 Uhr am Heldenplatz, dem größten Platz Wiens, der umrahmt ist von der Hofburg, der Residenz des Kaisers. Am Beginn stand ein Fanfarenchor von Richard Strauß, darauf folgte von der Leipziger Jugend der Chor „Wach auf!“ aus den Meistersingern von Richard Wagner. Daraufhin wurden in folgender Reihenfolge die Delegationen begrüßt: Deutschland, Tschechoslowakei, Österreich, Schweiz, Holland, Dänemark, Bulgarien, Schweden, Ungarn, Weltbund der jüdischen Jugend und dann die restlichen. Die Stadt Wien hatte eigens für diesen Anlass eine Netzkarte für die Wiener Straßenbahnen geschaffen, die an allen drei Tagen gültig war. Sie kostete einen Schilling. Der Preis entsprach jenem von einem Wochenabonnement der „Arbeiter-Zeitung“ (AZ), dem Organ der Sozialdemokratie.
Die AZ Zeitung wird zum Sprachrohr der Veranstaltung. „Fünfzigtausend junge Sozialisten demonstrieren in Wien für den Sozialismus und für die Zukunft, für die Jugend und für die Internationale. […] Das junge Europa ist in Wien und die Wiener Arbeiterschaft jubelt ihm zu.“ (Arbeiter-Zeitung, 12. Juli 1929). Am nächsten Tag titelt sie: „Heute: Versammlung, Sportfest, Abendfeier, Fackelzug.“ und bringt auf selbiger Seite auch gleich die Order für den dritten Tag: „Sonntag alle auf die Ringstraße! Die ganze Arbeiterschaft grüßt im Spalier den Festzug der Jugendinternationale. Abmarsch 10 Uhr vormittags vom Rathaus zur Rotunde.“
Über die Eröffnungsfeier lesen wir am 13. Juli in der AZ: „Rote Fahnen auf dem Kaiserschloß“. Das erwähnte Sportfest auf der Hohen Warte fand in Wiens größter Sportarena, die damals bis zu 80.000 Menschen Platz bot, statt. Neben Ballspielen gab es auch Leichtathletikbewerbe. Siegten im Handball zwar die Österreicher, so hätten nach dem Spielverlauf, die Deutschen „zumindest ein Unentschieden verdient.“ Die Schwimmbewerbe fanden in der Alten Donau statt.
Prägend und bleibend im Gedächtnis war der Marsch der 50.000 jungen Leute über die Wiener Ringstraße am Sonntag den 14. Juli. Wieder erweist sich die AZ als treuer Berichterstatter der Veranstalter: „Wer es bisher nur dunkel ahnte, der hat es gestern begriffen: Sozialismus ist Leben, das jung ist, Freude, die kämpft, Zukunft, die siegt!“
Dieses Treffen fällt in die Ära des „Roten Wien“, einem Zeitabschnitt, der 1919 nach dem Ersten Weltkriegs beginnt und bis 1934 dauerte, als er vom Ständestaat und dem Austrofaschismus abgelöst wurde. Diese Veranstaltung war ein wichtiges Zeichen der Sozialdemokratie. Dies vor dem Hintergrund des 10. Sängerbundfestes, das 1928 von 19. bis 23. Juli in Wien stattgefunden hatte, wo vor allem dem Deutschnationalen Gedankengut Rechnung getragen wurde.