150.000 Ansichtskarten zur Weltausstellung in Paris 1900:
Im Rahmen der großen Pariser Weltausstellung eröffnete im September 1900 eine Ausstellung von Ansichtskarten, zu der die verschiedenen Hersteller 150.000 verschiedene Karten eingereicht hatten - ein
e Zahl mit der niemand gerechnet hatte!
Die „Agramer Zeitung“, die das am 10. Oktober 1900 berichtete, schrieb dazu:
„Angesichts dieser colossalen Ziffer mußten die Veranstalter der Exposition wegen Platzmangels sich dazu entschließen, nur "Theilausstellungen" zu arrangiren. So sind denn vorläufig blos 35,000 Karten, die auf Europa Bezug haben, zu sehen; in vier weiteren Theilausstellungen sollen die Ansichtskarten aus den anderen vier Erdtheilen zur Exposition gelangen. Man kann sich aber schon jetzt einen Begriff von der außerordentlichen Entwicklung und von den Fortschritten der Ansichts-Postkarten-Industrie machen, wenn man die Ausstellung besucht.
Eine ganz bescheidene Karte, die sich auf der Ausstellung befindet, wird von den meisten Besuchern kaum bemerkt; und doch ist sie das werthvollste Stück der ganzen Sammlung, denn sie ist die älteste Ansichtskarte; sie wurde 1865 in Basel verkauft, aber sie hatte keinen Erfolg.
Erst seit zwanzig Jahren findet das Publicum Geschmack an Ansichtskarten, aber die Mode herrschte lange Zeit nur in der Schweiz und in Deutschland. In Deutschland besonders gelangte die neue Industrie zu großer Blüthe. Deutschland producirt jährlich 84 Millionen Ansichtskarten, die den Verlegern 1,680,000 Mark, den Händlern 6.160.000 Mark und dem Staat 6 Millionen Mark eintragen. Dann kommt die Schweiz mit einer Production von 18 Millionen Karten, die dem Staat 2 Millionen Francs Nutzen bringen. Frankreich nimmt fast die letzte Stelle ein, hinter Österreich, Italien, England, Rußland, Belgien, Holland und Schweden, und nur vor Spanien. Es producirt nur vier Millionen Karten; die Verleger verdienen dabei nur 120.000 Francs, die Händler 560,000 Francs und der Staat 800.000 Francs pro Jahr. Die Portosätze sind in Frankreich höher als in anderen Ländern - zehn Centimes für jede Karte im Inlande.
Unter den ausgestellten Karten findet man natürlich die verschiedensten Arten: Städtebilder, Landschaften (bei Tag und bei Nacht aufgenommen), impressionistische Zeichnungen, dann wieder ergötzliche Illustrationen zu bekannten Citaten.
Überdies sieht man auch die bekannten Karten mit Photographien von Familienmitgliedern, die lehrreichen Karten, die die Meisterwerke der großen Museen Europas darstellen, und die Karten mit 'geschriebenen Porträts'. Jedes dieser Bildnisse ist aus der Biographie oder irgend einer Rede der dargestellten Person zusammengesetzt. Man findet da Reden von Papst Leo XIII., von der Königin Victoria, von Loubet, von allen Herrschern Europas.“
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