alte Ansichtskarten / old postcards

Einweihungsfest der Neckarbrücke Ziegelhausen - Schlierbach 1914

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Diesen Titel trägt eine Ansichtskarte, die der Planer und leitende Regierungsbaumeister Albert Haug von der Großherzoglichen Wasser- und Straßenbauinspektion höchstpersönlich zeichnete. Zu Recht war er stolz auf sein Werk.

Doch zunächst ein kurzer Blick auf die Vorgeschichte. Vor dem Bau der Brücke bestand zwischen Ziegelhausen und Schlierbach (nahe Heidelberg) eine Fährverbindung. So musste ein Fußgänger oder ein Reiter für den Hin- und Rückweg 3 Pfennige zahlen. War diese Person "beladen", so mussten 6 Pfennige entrichtet werden. Benutzte ein Fußgänger die Fähre mit einem Schiebekarren, der leer war, schrieb der Tarif eine Taxe von 6 Pfennigen vor, mit einer beladenen Schiebekarre 9 Pfennige. Eine recht langwierige und umständliche Geschichte. Bereits 1897 hatte sich der Oberbauingenieur Friedrich Stolz in einer Denkschrift für den Bau einer Brücke stark gemacht, wobei er die Baukosten damals auf 275.000 Reichsmark schätzte. Zum Bau der Brücke kam es dann erst 1913-1914.

Zeitzeugen berichten von der Einweihungsfeier. Ganz Ziegelhausen waren ebenso wie die neu erbaute Brücke festlich geschmückt, überall wehten Fahnen. Bereits am Vorabend der Feierlichkeiten dröhnten Böllerschüsse über den Ort hinweg. Ein Festzug mit dem Bürgerausschuss an der Spitze zog zur Brücke. Dort angelangt, erstrahlte die Brücke im bengalischen Licht. Ein Prachtfeuerwerk wurde gezündet, das eine große Menschenmenge erfreute. Danach feierte man in den Räumen des Gasthauses "Zum Neckartal" bei Liedvorträgen des Arbeitergesangsvereines und der Feuerwehrkapelle. Es wurde zünftig vorgefeiert und mancher Festteilnehmer dürfte der offiziellen Einweihungsfeier mit gehörigem Kopfbrummen beigewohnt haben.
Am Morgen des 22. März 1914, dem eigentlichen Festtag, waren wieder Böllerschüsse zu hören, in beiden Kirchen wurden Festgottesdienste abgehalten. Um 14 Uhr begannen die eigentlichen Feierlichkeiten. Die neue Brücke war mit Torbogen aus Tannengrün geschmückt, um die Kandelaber der Laternen schlängelten sich Girlanden. An der Spitze der erschienenen Prominenz und Honoratioren war der badische Minister des Innern, Freiherr von Bodmann.
So bewegte sich der Festzug, an der Spitze Radfahrer mit geschmückten Rädern, auf die Brücke zu. An der Tribüne angelangt, sangen die höheren Schulklassen das Lied "Kennt ihr das Land". Dann zog der Festzug, voran die Feuerwehrkapelle über die Brücke und wieder zurück zur "Stiftsmühle".
Nur die am Ufer dümpelnde Fähre trug ihre Fahnen auf Halbmast.

In den Sälen der "Stiftsmühle" begann das Festbankett. Bürgermeister Runz begrüßte die Gäste und erhoffte sich durch die neue Brücke günstige wirtschaftliche Aussichten. Durch die Einrichtung der Station Schlierbach auf der anderen Neckarseite habe der Verkehr kontinuierlich zugenommen. So wurde der Ruf nach einer Brücke immer lauter. Mit vereinten Kräften sei nun dieses Ziel jetzt erreicht worden. Der Bürgermeister schloss seine Rede mit dem Gelöbnis der Treue für den Landesfürsten, Großherzog Friedrich II., dem sein Hoch galt. Darauf sprach Minister v. Bodmann. Sein Hoch galt der Gemeinde Ziegelhausen. Anschließend sprach Regierungsbaumeister Haug. Die Brücke bestünde aus drei Hauptbogen, sei 200 Meter lang, aus Eisenbeton erstellt und mit Sandstein verkleidet. Die Bauarbeiten begannen am 28. März 1913 und seien noch nicht einmal in Jahresfrist beendet worden. Nach vielen Grußworten unterhielt die Heidelberger Militärkapelle die Gäste. Bürgermeister Runz hatte an den Großherzog von Baden ein Huldigungstelegramm geschickt, worauf dieser zurückschrieb: " Herrn Bürgermeister Runz, Ziegelhausen. Der aus Anlass der Einweihung der Neckarbrücke versammelten Bürgershaft von Ziegelhausen danke ich herzlich für die freundliche Begrüßung und teile deren Freude über die Vollendung dieses für die Entwicklung der Gemeinde so wichtigen Baues, Friedrich, Großherzog."

Doch es zogen danach dunkle Wolken auf, am 1. August 1914 mittags von 12-14 Uhr verkündeten die Polizeidiener Georg Brunner und Nikolaus Hufnagel die Mobilmachung in Ziegelhausen, Auftakt zum 1. Weltkrieg. Die mit so viel Freude und Enthusiasmus 1914 eingeweihte Brücke wurde Ende März 1945 durch den Volkssturm gesprengt und 1954 durch einen Neubau ersetzt.

eingesandt von: Günter Körner
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Stephanie Anders
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